Das Lachen der Frauen
Was haben die Femmes de Virunga und Frauen in den Küchen Europa's gemeinsam?
Noch vor Sonnenaufgang wacht Cristina García Suárez auf und nach einem kurzen Frühstück fährt sie ihr Auto zum Restaurant am Fuße des Amboto-Berges im spanischen Baskenland. Die Pandemie hat die junge, aufstrebende Köchin zurückgebracht in ihre Heimatstadt Durango und in ein abgelegenes Bergrestaurant namens Mendi Goicoa, was in Euskera „der Berg von oben“ bedeutet. Wie so viele Berggipfel steckt der Amboto voller Mythen und Traditionen.
Die Grenzen der Tradition zu testen bedeutet für Cristina eine wichtige Inspiration, etwa wenn sie süße und salzige Zutaten in ihren Gerichten zusammenbringt. Sie hat unter der Leitung einiger der renommiertesten Köche Spaniens gearbeitet und gelernt, ihrem eigenen Urteilsvermögen und besonderem Talent zu vertrauen.
Wenn Cristina in ihrer stilvollen Restaurantküche arbeitet, kann sie durch die breiten Fensterscheiben auf den Amboto schauen. Man sagt, die Göttin Mari lebt dort oben in einer Höhle. Mari repräsentiert die vorchristliche Erdmutter. Sie hilft den Landwirten, das Wetter und das Ergebnis der Ernten vorherzusagen. Mari ist mächtig, unabhängig und schön. Wenn sie mit ihrem Hofstaat aus Hexen und weiblichen Geistführern zu lachen beginnt, zeigen sie ihre Zähne, angstlos und stark.
An Tagen, an denen Wolken den Amboto-Berg bedecken, kommt Mari aus dem Berg - so erzählt es Mythos. Das sind die harmonischsten Tage in Cristinas Küche. Unter den Gästen des Mendi Goicoa setzt ein kostbares Gefühl des Friedens ein.
Es ist das gleiche Gefühl von Frieden, das Léontine Kavira bewegt, wenn sie von ihrem winzigen Feld mit Kakaobäumen auf den Rwenzori, die weißverschneiten “Mondberge” im Ostkongo, aufblickt. Berge vermitteln den Menschen ihren Frieden auf eine Weise, die an die Götter denken lässt.
Vor nicht allzu langer Zeit hatte es in Leontines Leben gottverlassene Tage gegeben. Als Soldaten die Dörfer plünderten und alle Frauen nahmen, die nicht geflohen waren. Hunger war stets nur eine schlechte Ernte entfernt und nicht jedes Kind wurde erwachsen.
Mit zweiunddreißig Jahren ist Leontine gemäß der kongolesischen Lebenserwartung im mittleren Alter. Aber obwohl ihre Knochen auf den langen täglichen Märschen zu den Feldern und um Wasser und Holz zu schmerzen beginnen, ist das Leben in Mundubiena und den anderen Dörfern am Rande des ältesten Nationalparks Afrikas, der Virunga, ruhiger und produktiver geworden.